Jussi Grießinger

Jussi Grießinger, Akad. Direktor


Hochgebirge zeichnen sich Allgemein durch ein hohes Maß an raum-zeitlichen Veränderungen aus – sei es durch natürlich induzierte Prozesse wie z.B. rezente Geomorphodynamik, aber auch durch teilweise regionenspezifisch individuelle Landnutzungssysteme (z.B. Terrassensysteme) und Siedlungslagen (z.B. auf Schwemmfächern). Diese Systeme können durch ihre teilweise hochgradige Anpassung an ihre Umwelt bis zu einem gewissen Punkt rasch auf kurzfristige Änderungen wie kleinräumige Extremereignisse, Schadensereignisse oder langsam ablaufende Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren. Für schnell ablaufende und vor allem mesoskalig wirksame Prozesse, wie Sie z.B. verheerende Naturkatastrophen wie GLOF´s, Land slides oder großräumig wirksame rezente Klimaänderungen darstellen, steigt deren Verwundbarkeitsexposition jedoch beträchtlich. Insbesondere in Hochgebirgen fehlt jedoch oftmals eine belastbare Datenquelle, die Veränderungen im Klimasystem ausreichend belegen kann. Hier sind an der Schnittstelle zwischen Physischer Geographie (z.B. Informationen zur Paläoklimatologie/Klimatologie in einer Region als Grundlage für eine Quantifizierung eines Klima- und Umweltwandels) und Kulturgeographie (z.B. Untersuchungen zur Wahrnehmung eines Umwelt- und Klimawandels, angepasste Landnutzungssysteme) gemeinsame Untersuchungen notwendig, um auf mögliche Veränderungen entsprechend reagieren zu können.

Der Interessens-Schwerpunkt meiner Arbeiten liegt in der Quantifizierung und Regionalisierung des Klimawandels sowie den damit verbundenen Änderungen in den Wasserkreisläufen ausgesuchter (Hoch)Gebirgsräume Asiens, Europas und Südamerikas. Dabei wird über verschiedene Skalen hinweg gearbeitet, die zum Einen in einem strikt paläoklimatologischen Kontext zu sehen sind (Arbeiten mit Proxydatensätzen und hier v.a. mit aus Bäumen und Sträuchern abgeleiteten Parametern wie Jahrringbreite, Variationen stabiler Isotope in Jahrringen (δ13C, δ18O, δ2H), Arbeiten zur Gletscher- und Landschaftsgeschichte; Arbeiten zur Variabilität des Hydroklimas & zur Klimageschichte seit der MWP/ dem LIA), zum Anderen im Überschneidungszeitraum zwischen industriellem Zeitalter, dem Zeitraum instrumentell gemessener Klimadaten und Zeiträumen der Klimamodellierung arbeiten. Gerade der Vergleich zwischen Klima-Stellvertreterdaten und Re-Analysedaten birgt durch eine gegenseitige Validierung der Ergebnisse großes Potential zur Verbesserung der Aussagen zum Klima- und Umweltwandel in Naturräumen mit räumlich lückenhaften Messnetzen bei gleichzeitig hoher topoklimatischer Variabilität. Zusätzlich bieten sich weitreichende und fundierte Anknüpfungspunkte zu Arbeiten in der Hazardforschung, Mensch-Umwelt-Forschung, zum Landnutzungswandel und zu Fragen der Existenzsicherung in Lebensräumen am Rande der Ökumene, die in hohem Maße auf Veränderungen ihrer Umwelt sensitiv reagieren. Hierzu wird intensiv mit den dazu forschenden Kolleginnen und Kollegen aus der Kulturgeographie am Institut zusammengearbeitet.